Über das NVN nebenan

Was ist das „NVN“?

Das NVN (Natural Voice Network) ist eine Vereinigung von Chorleiter*innen, die 1995 von Frankie Armstrong in Großbritannien gegründet wurde. Da Singen hier als Geburtsrecht und als sehr gesundheitsfördernd angesehen wird, ist ein Hauptziel des NVN, möglichst vielen Menschen das Singen wieder nahe zu bringen. Zu diesem Zweck wird hier vorrangig mit Herz und Ohr gelernt, sodass es nicht erforderlich ist, Noten lesen zu können. Die Atmosphäre soll wertschätzend, nicht bewertend / beurteilend sein und offen für alle Menschen, unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Sexualität, Behinderungen etc.. Ein besonderer Fokus des NVN sind Singangebote ohne erforderliche Notenkenntnis.

Wie bereits auf der Startseite erwähnt, haben wir eine eigenständige Auskopplung des NVN nach Deutschland geholt und sind seit 2022 ein eingetragener Verein.

Unsere Philosophie und die Grundlage unseres Arbeitens mit Singgruppen könnt ihr dem NVN-Leitfaden (der Übersetzung des NVN Code of Practice) entnehmen: Leitfaden


Das NVN Nebenan – eine kurze Entstehungsgeschichte

Gruppenfoto der NVN-Deutschland Mitglieder im Sommer 2019
(v.l.n.r) Anja Wilken, Roland Cremerius, Susan Glimmerveen, Magnus Brühl, Nora Lohmanns, Ryan O’Riordan, Mira Leiendecker, Christian Lassert und Andrea Jäger

Der Grundstein für die Gründung unseres Vereins wurde im August 2019 während des dritten Treffens des NVN Nebenan gelegt, wo wir beschlossen hatten, eine eigene deutsche Homepage zu starten, um uns besser und übersichtlicher hier in Deutschland zu präsentieren und so weitere deutsche Mitglieder und UnterstützerInnen zu finden. Die Idee dahinter: Je mehr wir wachsen, desto mehr können wir voneinander lernen, das NVN-Liedgut sowie neues deutsches Liedgut verbreiten, gemeinsame Weiterbildungsmöglichkeiten und andere Events veranstalten und uns ggf. durch eine gemeinsame Versicherung für das Netzwerk in unserer Tätigkeit besser absichern, welche es derzeit nur für Praktizierende in Großbritannien gibt.


Wie kam das NVN nach Deutschland?

Andi Jäger, geboren 1963, studierte 1984/85 in England und lernte dadurch Menschen kennen, mit denen sie bis heute befreundet ist. Das gemeinsame Singen war von Anfang an ein wichtiger Bestandteil der Freundschaften. Ab 1995 arbeitete Andi nebenberuflich als Chorleiterin und es kam über die persönlichen Freundschaften zu Chorfreundschaften zwischen deutschen und englischen Chören mit gegenseitigen Besuchen, gemeinsamen Auftritten und den ersten Kontakten mit Mitgliedern des NVN. Seit 2002 fährt Andi jährlich zur Women Singing Week nach Schottland, wo sie in Kontakt mit vielen weiteren Singlehrerinnen des NVN kam. Die Haltung und die besondere Art, mehrstimmiges Singen anzuleiten, begeisterten Andi von Anfang an, weil sie, ohne dies gekannt zu haben, dasselbe in Deutschland angefangen hatte. Andi nahm ihre Kinder und auch Freundinnen ihrer Tochter mit – so kamen auch Mira Leiendecker und Nora Lohmanns mit zur Women Singing Week und lernten dort ebenso wie zu Hause durch Andi früh den besonderen Stil des Singanleitens im NVN kennen. Zusammen mit Roland Cremerius und Christian Lassert fuhren sie dann auch zum englischen Unicorn-Voice-Camp, wo sie noch weitere NVN-SingleiterInnen kennenlernten. Andi fährt außerdem zur jährlichen Mitgliederversammlung des NVN nach England und bringt immer wieder neue Erfahrungen, Techniken, Freundschaften und Lieder von dort mit. Seit 2010 organisieren einige von uns deutschen NVN-Mitgliedern jährlich einen einwöchigen Singurlaub, zu dem auch NVN-ChorleiterInnen aus Großbritannien kommen.

Als im Januar 2017 beim NVN-gathering angeregt wurde Untergruppen zu bilden, übernahm Andi diesen Part für Deutschland und es kam zum ersten Treffen der deutschen Mitglieder des NVN im August 2017 in Mönchengladbach im Anschluss an den oben erwähnten jährlichen Singurlaub; im Beisein von Val Regan, die uns motivierte, als ersten Schritt Voice leader’s trainings anzubieten. Seit 2018 finden nun regelmäßige Seminare statt „Mehrstimmiges singen anleiten lernen im Stil des NVN“. Außerdem entstand 2018 das erste Liederbuch mit mehrstimmigen deutschen Liedern und das zweite ist schon in Arbeit.


Ein Brief von Jules Gibb

Jules ist eine fantastische Chorleiterin und Sängerin aus Großbritannien und eine langjährige Freundin von Andi. Im englischsprachigen NVN Newsletter veröffentlichte sie diese Ursprungsgeschichte aus ihrer Perspektive.

Here’s a lovely tale of long-term networking and the wonderful results it can bring in the right hands.

Andi Jaeger lives in Monchengladbach in Germany. Even as a girl she was drawn to song leading – by ear- and knowing that everyone had the right to sing. When she was a young woman, Andi spent a year in Oxford and through a mutual friend, she met NVN member, Helen Lyle from Sheffield. Andi was thrilled. At the time, Helen ran Body of Sound, a women’s choir. At home, Andi was living in a commune and taught English songs, as a way of learning the language, to all the children and their parents. She was also running a feminist choir, Heart Core, in her local women’s centre, so very quickly the two song leaders arranged an exchange. In 2001 Body of Sound and Helen visited Germany, and all in all four exchanges took place between the two choirs over the next few years – sharing repertoire, skills, politics and friendship.

Through Helen and other friends, Andi was introduced to the Women’s Singing Week at Laurieston Hall. Being a commune, Andi was right at home there. Laurieston Hall – just in case you are unfamiliar with it, is a seminal place in the development of many of the Network’s longest-standing members. That is where many of us first met, before there was a Network, and realised we were all doing the same kind of work. For over 25 years many of the same women song leaders would meet, share new skills and repertoire and hone our craft, learning from each other and forming community. When Andi came in 2002 and fitted right in, she realised it was a great place to bring those little singing children from home. They were teenagers by then, but had sung natural voice all their lives. So from then on Andi and a core group of friends and young people were regular visitors.

If you’ve heard the term „Community of Practice“ bandied about but not been sure how it works, then what Andi says about those Laurieston years sums it up beautifully. Over the years Andi watched very many good NVN practitioners and picked up the different ways we do things, not only teaching but dealing with mistakes, dealing with groups, making community. She observed all the different ways of doing things and brought back to Germany the skills she needed. She says she collected the jigsaw pieces to fit her skills and abilities and preferences. Val Regan now keeps up the Sheffield connection and, with others, still visits Monchengladbach every year, sometimes with her choir Out Aloud. Now we learn from Andi.

Andi’s Heart Core is still going strong 23 years later. She has been running a workplace choir for 20 years and a choir for some of her patients with mental health issues for the last 8 years. She still runs a girls’ choir. Her small performing group Piece of Peace has always been cross-generational. And what happened to all those singing youngsters? The ones who grew up the NVN way? They are now all grown up with degrees and world travel under their belts and are busy building up NVN work of their own.

And here’s the happy ending. Andi, along with her highly skilled young voice leaders, like Mira and Nora, have formed a German branch of the NVN. Look out for their first voice leader training weekend in Monchengladbach very soon.

Jules Gibb, January 2018

Ein Radiobeitrag über das Singangebot „Komm-und-sing“ im Stil des NVN unter der Leitung von Andrea Jäger und Mira Leiendecker

Radiobeitrag: gemeinsamer Chor für psychisch kranke und gesunde Menschen